Rückreise

Am Abend des dritten Tages laufen wir in die riesige Bucht von Izmir ein, und ankern dort bis zum nächsten Morgen, bevor es in den Hafen geht.
Dort werden diese...
...und diese...
...und diese...

...Pkws auf unser Schiff verladen. 2400 Pkw´s, ein paar Lkw´s und etliche Container. Das dauert einen kompletten Tag. Werner und ich wollen unbedingt mal runter von dem Kahn. Von dem diensthabenen Offizier werden wir darauf hingewiesen, dass wir spätestens um 18:00 Uhr wieder da zu sein hätten. Das Schiff könne nicht auf uns warten und würde auch ohne uns ablegen, wenn wir zu spät wären. O.k. Wir nutzen die Zeit und fahren mit einem Taxi ins etwa 60km entfernte Ephesus:

Nach der Besichtigung von Ephesus fühlte ich mich so:

Über diese Ausgrabungsstätten könnte man jetzt noch eine extra Story schreiben, was ich mir aber hier jetzt mal klemme.
Anschließend fahren wir noch in den Touristenort Kusadesi, gehen Essen und bummeln durch den Ort. Unser Taxifahrer möchte auf einmal fast den doppelten Preis für die Rückfahrt haben. Wir fühlen uns „ziemlich abgezockt“, weil wir vorher einen Festpreis vereinbart hatten. Nach mehrmaligen Versuchen unsererseits, die Sache in einem vernünftigen Kompromiss zu beenden, schicken wir ihn in die Wüste. Wir finden einen neuen Taxidriver, der uns zu dem ortsüblichen Tarif zurück nach Izmir fahren will. Der Typ ist auch ganz nett, aber leider haben wir sein Taxi vorher nicht gesehen. Er kommt dann mit einem 30 Jahre alten Strich 8 um die Ecke. Ich bin ja ein echter Oldtimerfan, aber diese Karre hatte die Lenkung so ausgeschlagen, und war so am Ende, dass der Taxifahrer damit nicht auf der Autobahn fahren wollte. (War auch besser so) Die Folge war, dass unsere Rückfahrt mehr als doppelt so lange gedauert hat wie die Hinfahrt. Wir zuckeln kleine Küstensträßchen entlang und werden beide langsam etwas nervös. Bis 18:00 Uhr werden wir das so auf keinen Fall schaffen. Ich erinnere mich, dass ich bei der Buchung des Frachtschiffes, vor über 4 Monaten, ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass der Kapitän keine Rücksicht auf irgendwelche verspäteten Passagiere nehmen kann. Das Schiff legt ab wenn es fertig beladen ist.
Es stellt sich heraus dass sich der Taxifahrer in Izmir überhaupt nicht auskennt. Er hält ständig an und muss seine Kollegen nach dem Weg fragen. 18:00 Uhr sind durch. Um 18:30 Uhr sind wir am Hafen. Obwohl wir die genaue Adresse dabei haben, lässt er uns dummerweise am völlig falschen Ende des Hafens raus. „Wär echt saublöd, wenn wir gleich dem Frachtschiff nur noch hinterher winken“. Werner und ich eilen zu Fuß durch die Hafenanlagen. Der Hafen von Izmir ist gigantisch. Zwischen Lagerhallen und gestapeltem Stückgut, immer auf der Flucht vor Trucks, Kränen und riesigen Gabelstaplern versuchen wir unser Schiff zu finden. Unter schwebenden Stahlcoils hindurch und durch die schmalen Zwischenräume haushoher Containerstapel. Es sind mehrere Kilometer, bis wir endlich, kurz vor 19:00 Uhr, völlig abgehetzt, den richtigen Kai erreichen. Das Schiff ist noch da ! Der Koch hat uns sogar das Essen warm gestellt, und wir können uns wieder etwas entspannen.

Die Decks sehen jetzt so aus:

Für die Sicherheit im Hafen ist es extrem wichtig dass immer ein größtmögliche Ordnung herrscht und nie unter schwebenden Lasten gearbeitet wird:

Der Kapitän sagte mir, dass sie diese Kleintransporter gar nicht gerne transportieren, weil sich dort schon mal Flüchtlinge drin verstecken. Gleichzeitig sagte er, dass er die Menschen auch absolut verstehen könne, aber für sie wäre es leider zusätzliche Arbeit, weil jeder Transporter erst durchsucht werden muss. Das Siegel auf den Heckklappen bedeutet dass der Wagen sauber ist. Wir laufen erst spät am Abend aus, die Verladeaktion hatte auch wieder länger gedauert als geplant.

So schön das Meer auch ist, spätestens nach vier Tagen bekam ich einen kleinen „Frachtschiffkoller“. Der Captain sagte zu mir: „You have to love the see, then it´s the greatest place on earth.“ Ich fragte ihn, wie ich mir denn die typische Klientel der Frachtschiffreisenden vorzustellen hätte. Also die Passagiere, die nicht wie wir, nur ihr Fahrzeug überführen wollen, sondern die, die wirklich auf dem Frachtschiff Urlaub machen. Er sagte das wäre ganz unterschiedlich. Sehr häufig hätten sie Pärchen, die einfach mal in Ruhe (……) wollten. Dafür wäre so ein Schiff doch optimal. Man würde nicht gestört, und es gäbe ja eine gute Küche. Aber auch Prominente würden häufig mitreisen, die einfach mal ihre Ruhe haben wollten. Musiker und Schriftsteller, die unterwegs ihre Songs und Texte schreiben.

Langsam hatten wir uns mit der Besatzung und dem Kapitän ganz gut angefreundet und durften uns fast überall frei bewegen. Wir waren oft auf der Brücke und ich habe die Grundlagen der Seenavigation erlernt. Später durften wir sogar in den Maschinenraum.

Irgendwo in der Ägäis laufen beim Mittagessen auf einmal heftige Vibrationen durch das Schiff. Das Geschirr klappert. Die Offiziere, die mit uns im Raum sitzen werden nervös. Kurze Zeit später ist kein Maschinengeräusch mehr zu hören. Das Telefon im Speiseraum klingelt und ein paar Ingenieure verlassen hektisch den Tisch. Maschinenschaden, wir haben einen Kolbenfresser ! 

Die Jungs im Maschinenraum brauchen ein paar Stunden um den defekten Kolben auszubauen. Aus irgendeinem Grund war Wasser ins Öl gekommen. So ein 16 Zylinder Schiffsdiesel läuft auch problemlos mit 15 Zylindern. Allerdings machen wir jetzt keine 19 Knoten mehr, sondern nur noch 14. Es dauert halt alles wieder mal ein Bisschen länger, aber das sind wir ja längst gewohnt. Ein gewisses zeitliches Problem ergibt sich aber doch, denn Rugard muss am kommenden Montag wieder arbeiten. Eigentlich hätten wir das Schiff erst in Monfalcone wieder verlassen können, aber mit etwas gutem (finanziellem) Zureden, dürfen wir schon in Ravenna von Bord und sparen dadurch 2 Tage.
Nach weiteren 3 Tagen auf See laufen wir in die Adria ein. Zum ersten Mal sehen wir wieder Wolken. In der Adria gibt es unheimlich viele Bohrinseln, das war mir neu. Man sieht sie von der Küste aus auch nicht, aber wir müssen im Zickzackkurs immer drum herum.

Am Morgen des 19.07.2008, ein Samstag, gehen wir in der Bucht von Ravenna vor Anker. Unser Liegeplatz im Hafen ist noch belegt. Der Kapitän sagt das würde auch noch eine Weile dauern. Etwa um 17:00 Uhr laufen wir endlich in den Hafen ein. Es geht noch etwa 2km landeinwärts durch relativ schmale Hafenbecken. Dann noch ein kompliziertes Wendemanöver, wofür 2 Schlepper benötigt werden. Die drehen den 180m Koloss einfach auf der Stelle um. Kurz nach 21:00 Uhr fahren wir endlich die Schiffsrampe runter. Die Transalp hat im Vorderreifen nur noch 0,7 Bar.

Ich habe mir einen schleichenden Plattfuß eingefangen. In Ravenna haben alle Tankstellen schon zu, ich muss erstmal so weiterfahren, gar nicht schön. Etwa 40km weiter bekommt Rugard den Schlauch mit Reifenpilot wieder dicht.
Über Bologna nach Mailand und durch den Gotthard. „Mann, was ist das kalt hier !“ Um 3:00 Uhr nachts kann ich nicht mehr. Wir schlafen etwa 3 Stunden auf einem Parkplatz in der Schweiz und frühstücken um 8:00 Uhr in Freiburg. Die Wolken haben sich verzogen und es ist herrliches Wetter. Um 12:00 Uhr fahren wir auf eine Raststätte, 40km vor Siegen, wo wir von Claudia und zahlreichen Freunden empfangen werden. Wahnsinn ! Die letzten 40km fahren wir sehr langsam, eskortiert von Motorrädern, ein Moment in dem Werner und ich leicht feuchte Augen bekamen.

Auf dem Autohof Wilnsdorf stellen wir uns exakt auf die Plätze, wo wir vor genau 31 Tagen losgefahren sind.

WAS EIN WAHNSINNSRITT !!!

Ich hoffe nicht das es das letzte Mal war, ich könnte gerade wieder losfahren:

Aciy